Langzeit-Luftbild-Monitoring im Harz
Wälder im Wandel
Anschaulich gemacht - Wandel in den Harzer Wäldern aus Vogelperspektive
Bei diesem Monitoring-Projekt wird das aktuelle Waldsterben und der Neubeginn im Harz über die Jahre hinweg aus der Luft fotografisch dokumentiert. Dieses in der Kombination Perspektive aus der Luft und auf einen längeren zeitlichen Horizont angelegte Projekt dürfte damit sowohl für Laien, als auch für fachliche Betrachter eine Anschaulichkeit bieten, wie sie kaum eine herkömmliche und auf die jeweilige Gegenwart bezogene mediale Berichterstattung vom Boden aus bietet. Mit jedem neu umgesetzten Abgleich werden gerade in Zukunft weitere Zusammenhänge sichtbar. Dies alles seit 2018 sowohl im Überblick, als auch anhand von subjektiv und stellvertretend gewählten Orten, welche jeweils ihre eigenen, teils höchst unterschiedlichen Geschichten erzählen.
Dieses Projekt zeigt aktuell natürlich vielfach einen Prozess des Verfalls. Es wird aber in Zukunft zunehmend auch die Erneuerung und Neuentwicklung zeigen, es ist also ein Projekt, welches auch die positiven Seiten des Wandels im Blick hat.
Harzer Waldmorphose im Zeitraffer: Zwischen Verfall und Erneuerung
Was bisher geschah: Seit 2018 gab es in vielen Teilen Deutschlands heiße und trockene Sommer sowie mitunter auch niederschlagsarme Winterhalbjahre. Diese in dieser Dimension bislang außergewöhnliche Verkettung führte zur Austrocknung der Böden bis in tiefere Erdschichten. Gerade im Harz sind die apokalyptisch anmutenden Folgen dieser Entwicklung an der Vegetation unübersehbar.
Das überwiegend von flach wurzelnden Fichten in Monokulturen geprägte Mittelgebirge ist in den letzten Jahren einem sehr dynamischen Wandel durch extremen Trockenstress und Borkenkäferbefall und nachfolgend einem großflächigen Absterben des Baumbestandes ausgesetzt. Während in den letzten Jahrzehnten immer wieder kleinere Flächen betroffen waren, so sind heute rund 90% der Fichten abgestorben. Die Harzer nennen das Meer an kahlen, wie Zahnstocher in der Landschaft stehenden, abgestorbenen Fichten "Silberwald". Dieser dramatische Prozess des Verfalls, aber gleichsam auch spannende und hoffnungsvolle Prozess der Erneuerung wird das Bild des Harzes noch über einen langen Zeitraum prägen.
Draufgeschaut - Regelmässige Gegenüberstellungen anhand von Luftbildern
Mit meinen regelmäßigen Fotoflügen mit dem Ultraleichtflieger dokumentiere ich seit 2018 diese Entwicklung im Harz aus der Luft. Gerade diese dem menschlichem Auge normal vorenthaltene Perspektive ermöglicht hier im doppelten Wortsinne neue Sichtweisen, die Zusammenhänge erst aufzeigen oder plastisch verdeutlichen. Dies über einen langen Zeitraum und vom Detail bis zum großen Ganzen. Vor allem 1-1-Vergleiche, die identische Blickwinkel über die Jahre zeigen, bilden jede Veränderung besonders eindrucksvoll ab.
Mensch vs Natur - Die zwei unterschiedlichen Ansätze im Harz
Ein besonders spannender Aspekt sind gerade im Harz zwei unterschiedliche Herangehensweisen. Im Nationalpark Harz wird die Natur seit vielen Jahren sich weitestgehend selbst überlassen. Und im Rest des Mittelgebirges war und ist es der Mensch, der aktiv eingreift und somit auch die Weichen für die zukünftige Entwicklung stellt. Diese beiden Ansätze sind schon heute und gerade aus der Luft sehr deutlich zu sehen. Anhand dieser Luftaufnahmen werden diese völlig parallel stattfindenden Entwicklungen dokumentiert und deren individuelle Geschichten erzählt.
Eine Frage der Zeit - Ziele des Projektes
Sowohl der natürliche Umbau als auch die geplante Entwicklungen komplett neuer Wälder finden nach menschlichen Maßstäben in Zeitlupe statt. Heutige Weichenstellungen können mitunter erst von nachfolgenden Generationen final bewertet werden. Der Weg dorthin, der dynamische Beginn jedweder Entwicklung, ist jedoch schon in kürzeren Zeitfenstern zu beobachten. Ziel dieses Projektes ist es eben diese initialen Entwicklungen zu dokumentieren und in regelmäßigen Abständen mit jeweils neuem Bildmaterial abzugleichen. Mit jeder neuen Serie an Aufnahmen komplettiert sich das Bild ein Stückchen weiter, werden Erfolge, aber auch mögliche Rückschläge, aufgezeigt und veranschaulicht. Denn die Geschichte des „neuen“ Harzes ist naturgemäß noch nicht geschrieben, hier spielen Unsicherheiten wie z.B. das Klima der Zukunft oder die Wahl von zukunftsfähigen Baumarten eine entscheidende Rolle.
Hingeschaut - Die fotografische Herangehensweise
Als Fotograf verschmelze ich zwei völlig verschiedene Herangehensweisen. Zum einen ist es die Suche nach aussagekräftigen Perspektiven, die das Abbild der Realität zeigen, einen Überblick verschaffen. Ein ungeschminkter Blick, der aber durchaus auch einen fotografisch ästhetischen Ansatz verfolgen kann. Zum anderen achte ich besonders auch auf fachliche Details und Fragestellungen, die sich mir durch meine regelmäßigen Arbeiten für u.a. HessenForst durch Wissenstransfer und fachlicher Unterstützung verschiedenster Experten:innen ergeben bzw. stellen. Am Ende soll die zeitlich gestaffelte Sammlung auch ein (Lang-)Zeitdokument darstellen, welches für sich selbst steht - frei von Ideologie und ohne erhobenen Zeigefinger.
Kommentierte Bildgalerie
HINWEIS: Diese Galerie ist derzeit noch im Prozess der Aktualisierung, der Abgleich mit neuem Bildmaterial aus dem Jahr 2023 ist leider recht zeitaufwändig. Hinter dem Platzhalter haben Bilder und Texte den Stand von 2020, davor schon bis 2023. Die Galerie wird nach und nach angepasst.
Dieses Projekt wird in Kooperation mit der light-wings-Flugschule Kassel (www.ultraleicht.de) umgesetzt, ganz großen Dank für die tolle Zusammenarbeit und nicht zu vergessen auch an meinen Piloten Herbert Lindenborn für seine Dienste.
Darüber hinaus Dank für die Unterstützung u.a. an den Nationalpark Harz, das Naturkundemuseum Kassel und an den leitenden Forstdirektor a. D. Mark-Stanislaus von Busse